Banjhakateri – ein Ort über den Wolken, wo die Freiheit nicht grenzenlos ist

Die Tage des Wartens waren vorbei, die monatelange Vorfreude begann sich in der Maschine der Air India auszuweiten, auch die durchgesessenen Sitze und die Enge und das daraus resultierende Gefühl, in der „Holzklasse“ zu reisen, konnte der Freude keinen Einhalt gebieten. Ich stand kurz davor, zum ersten Mal den asiatischen Kontinent zu betreten und eine Welt kennenzulernen, die mir bisher völlig fremd war. Lediglich durch die liebevollen Schilderungen von Klaus Eckert entstand noch in Bremen ein erstes, vages Bild vor meinem inneren Auge. Nun würde ich es mit eigenem Erleben ergänzen können.

Die Nepalesen sagen „alles ist möglich und nichts ist unmöglich“, eine vielfach anwendbare Redensart, mit der Krishna (der Koordinator, Organisator und die gute Seele vor Ort) mich vertraut machte, denn nachdem unsere Reisegruppe vollständig mit Gepäck Kathmandu erreicht hatte, musste ich feststellen, dass mein Seesack es vorzog, seinen Aufenthalt in Frankfurt zu verlängern. Schade, da wir bereits am nächsten Morgen um sieben Uhr aufbrechen wollten, um uns auf den langen Weg nach Banjhakhateri zu machen. Die Gruppe half aus, T-Shirts, Handtücher etc. wurden bereitwillig zur Verfügung gestellt und Krishnas Organisationstalent begann, sich zu entfalten.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit konnten wir einen ersten Blick auf die Stupa von Boudha werfen, umringt von Touristen, Buddhisten, Tibetern, die im beruhigendem Tempo das Heiligtum umkreisten, die Gebetsmühlen drehten, Gebete sprachen, weiterzogen. Aus den umliegenden Geschäften drangen die mantrischen Gesänge – eine ganz wunderbare Einladung, in Nepal anzukommen. Nach tibetischer Speise in einem kleinen von Mönchen und weiteren Einheimischen besuchten Restaurant, ließen wir den Abend im Innenhof unserer ruhigen und doch zentral gelegenen Unterkunft ausklingen.

Wurde ich wach und hörte die ungewohnten Klänge, oder bahnten sich die Klänge einen Weg in mein Inneres und weckten mich? Um fünf Uhr morgens lauschte ich dem Schlagen eines Gongs, der aus dem nachbarschaftlichen Kloster kommen musste. Mit jedem Gongschlag wurde ich wacher und neugieriger auf die mir so fremde Welt.

Nach dem Frühstück stand unser Bus bereit, mit dem wir den ersten Teil der Anreise bewältigen sollten. Bevor wir endgültig aufbrachen, setzte Krishna eine Vollmacht auf, die ich unterzeichnete und die seinen Bruder befähigte, mein reiseunwilliges Gepäck in Empfang zu nehmen, so es denn die Meinung geändert haben sollte. Alles ist möglich, nichts ist unmöglich.

Wir starteten gut gelaunt und frühstücksgestärkt in den Tag. Die Fahrt führte zunächst aus dem lauten und hektischen Kathmandu heraus, wobei es sich an diesem Morgen relativ ruhig verhielt, was jedoch für einen nicht an asiatische Verhältnisse gewöhnten Westeuropäer noch immer chaotisch anmutete. Die Hupe ist die wichtigste Einrichtung am Auto, durch fast fortwährendes Betätigen eben dieser wird sich verständigt und auf wundersame Weise werden Zusammenstöße tatsächlich vermieden.

Nachdem wir die Stadt hinter uns gelassen hatten, durchfuhren wir wechselnde Landschaften. Aus dem Bus heraus ließ sich das sich verändernde Bild entspannt aufnehmen, die Pflanzen wurden exotischer – im niedrig gelegenen Terai wuchsen Bananenbäume, denen es in den höheren Regionen zu kalt war. Krishna organsierte für uns eine Staude als Wegzehrung und wir genossen den süßen Geschmack der vor Ort gereiften Früchte.

Die Busse in Nepal sind allesamt farbenfroh gestaltet, zum Teil mit Gottheiten und Bänderschmuck verziert, was mir persönlich sehr gut gefiel. An der Wegstrecke lagen immer wieder kleine Tempelhäuschen. An einigen wurde gehalten, der Fahrer und auch wir bekamen „Tikkas“ (Segnungen mit rotem Farbpuder auf der Stirn), die Glocke wurde geschlagen (damit werden die Gottheiten „geweckt“ – damit sie bereit für die an sie gerichteten Gebete sind) und die Fahrt mit Segen fortgesetzt oder aber der Fahrer führte im Vorbeifahren seine Hand dreimal vom Herzen zur Stirn – eine Art „Schnellgebet“, ähnlich wie in katholischen Gegenden das Sich-Bekreuzigen. Der Fahrer fuhr sicher, dennoch ist die Fahrweise eine ganz andere als die auf heimischen Straßen.

Mittags hielten wir zur Stärkung an einer charmanten „Raststätte“: Ein einfaches Haus mit Wellblech und Holzbänken und wunderbarem Blick ins Grüne. Wir bekamen Dal Bhat mit „exploded chicken“: Linsen, Reis und grob zerhacktes Hühnchen – eine bei Nepalesen sehr beliebte und auch schmackhafte Speise. Die Nepalesen lieben sie am Morgen, am Mittag und auch am Abend – ich muss gestehen, dass meine Liebe zu dieser Speise nach einigen Tagen abnahm. Alles ist sehr einfach, aber einladend gehalten. Die Menschen sind freundlich, hilfsbereit und unaufdringlich. Krishna ist uns als Nepalese eine unverzichtbare Hilfe und großes Geschenk – keiner von uns spricht Nepali, die älteren Nepalesen sprechen meist kein Englisch.

Nach vierzehn Stunden Fahrt erreichten wir schließlich in Tamghas unsere Unterkunft für die Nacht, ein sehr einfaches Hotel, was seinen Zweck aber völlig erfüllte. Krishna hatte mir bereits einen Leihschlafsack zur Verfügung gestellt, so dass ich statt unter die etwas zweifelhafte Decke in den Schlafsack kriechen konnte. Obwohl die Fahrt den Umständen entsprechend recht komfortabel war, spürten wir sehr wohl die Anstrengung und hatten große Achtung vor der Leistung unseres Fahrers, der nun ebenfalls dankbar sein Abendessen einnahm und sich bei nepalischem Schnaps entspannte.

Die Fahrt wurde am nächsten Morgen mit Jeeps fortgeführt, die bei der Straßenlage absolut notwendig waren. Trotz Vierradantrieb quälten sich die Jeeps arg, wir wurden durchgeschüttelt und konnten nicht umhin, die Nepalesen, die sich ein Mitreiseplätzchen auf dem Dach ergattert hatten, dafür zu bewundern, nicht hinunterzustürzen. Wir kamen langsam, aber doch stetig voran. An einigen Stellen hielt unser Fahrer, sprang aus dem Fahrzeug, um sich auf eine Wagenseite des folgenden Jeeps zum Balanceausgleich zu hängen. Langsam bekam ich ein Gefühl dafür, warum es so außergewöhnlich und bedeutend war, dass ein junger Mann, der das Stadtleben kennengelernt hatte, bereit war, in sein abgelegenes Dorf zurückzukehren. Hier gelten andere Maßstäbe als bei uns zuhause, die Erreichbarkeit war selbst mit Bus und Jeep eher mühselig und schwierig, und welcher Nepalese könnte sich diesen Luxus leisten? Wie lange wären wir unterwegs, wenn wir anstatt des Jeeps auf unsere Körperkraft vertrauen müssten? Der Fahrer zeigte uns sein Heimatdorf, das etwas unterhalb lag, die Eltern lebten noch immer dort. Er fuhr öfter einen Teil unserer Reisestrecke, hatte seine Eltern jedoch schon seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Die Wege sind lang und beschwerlich, ein Verwandtschaftsbesuch „mal eben so“ war nicht möglich und obwohl sein Heimatdorf so nahe an der Strecke lag, dass es sichtbar war, war es doch zu weit, um einen Abstecher einzurichten.

Die Fahrt war ein echtes Abenteuer, tiefe Furchen in den „Straßen“, Durchquerung von kleinen Flüssen, abfallende Hänge, die zum Teil etwas bedrohlich wirken konnten. Dennoch war es für mich ein ganz besonderer Genuss – ein so wahrhaftiges Reisen hatte ich noch nicht erlebt. Der Weg wurde erarbeitet, nur widerstandsfähige Fahrzeuge und begabte Fahrer waren den Anforderungen gewachsen. Der trockene Boden wirbelte hoch, glitzernder Staub drang durch die geöffneten Fenster in das Auto hinein und legte sich als zarter Glitzerschleier, kaum sichtbar, auf die Kleidung und den Körper. Glimmersteine waren der Grund dafür – ein Staub, der mir willkommen war.

Nach ca. fünfstündiger Fahrt - der für die hiesigen Verhältnisse relativ gute Zustand der Straßen, die zuhause noch nicht einmal als Piste oder Schotterweg bezeichnet werden würden, erlaubte ein verhältnismäßig zügiges Vorwärtskommen - erreichten wir beinahe das Dorf , die letzten Meter gingen wir zu Fuß, da die Bewohner noch mit Schaufeln ausgestattet die Straße für den Jeep ausbesserten und passierbar machten.

Was uns dann erwartete, hat mich sehr beeindruckt und tief berührt. Herrlich bunt-gekleidete Frauen kamen uns entgegen, Männer mit Schellen und nepalischen Musikinstrumenten empfingen uns mit neugierigen Blicken und durchdringender Musik. Wir wurden aufgefordert, uns in einer Reihe aufzustellen und schon begann eine ergreifende Begrüßungszeremonie. Zu Namaste-Grüßen gefaltete Hände bewegten sich vor unseren Augen, tauchten die Finger in rotes Farbpuder, um uns mit Tikkas zu versehen, orange-leuchtende Blumenkränze wurden uns umgehängt, immer wieder und wieder. Reich geschmückt setzten wir unter neugierigen Blicken unseren Weg zum Dorfplatz fort und nahmen auf den vorbereiteten Strohmatten Platz. Junge, festlich gekleidete Mädchen tanzten und sangen, die Männer spielten auf den Instrumenten und immer wieder kamen viele Frauen in strahlenden Gewändern und einige wenige Männer, um uns erneut mit einem Blumenkranz zu schmücken und unsere bereits vollständig rote Stirn mit weiteren Tikkas zu versehen. Wir waren von überwältigender Freude und Gastfreundlichkeit, Neugier und übersprudelnder Lebendigkeit umgeben. Wir sahen in viele lächelnde Gesichter, stolz und anmutig tanzten die Frauen, ebenso die Männer. So dauerte es erwartungsgemäß nicht lang, bis auch wir zum Tanz gebeten wurden.

Nach anfänglicher Scheu und ungewohnten Rhythmen gaben wir dem Drängen schließlich nach und tanzten gemeinsam im Farbrausch, umhüllt von wiegenden Klängen und immer wieder lächelnden und neugierigen Gesichtern. Die Kinder schauten zunächst ernst und abwartend, doch schließlich setze sich ihr Lächeln durch. Besonders Sophia verstand es, sie zum Lachen zu bringen. Mit ihrer für Nepalesen ungewöhnlichen Erscheinung – 180cm groß und hellblondes Haar – war sie eine Attraktion und durch ihre unverstellte, offene Art gewann sie die Kinderherzen ebenso wie die der Frauen im Sturm. Trotz Sprachbarrieren – die Frauen sprachen meist kaum Englisch, wir kein Nepali – war eine Kommunikation möglich. Immer wieder wurden Namen unter Lachen ausgetauscht, nachgefragt und wiederholt.

Die Kinder sprachen besser Englisch und freuten sich ganz besonders, sich nicht nur mitteilen zu können, sondern in Sophias Buch ihre Häuser, Familien etc. hineinmalen zu dürfen. Wir befanden uns über den Wolken mitten in einer Wolke aus Fröhlichkeit und Herzlichkeit!

Gegen Abend löste sich das Fest langsam auf, vermutlich aus ganz pragmatischen Gründen: Ohne Licht lässt es sich nicht gut feiern und der nächste Tag nahm keine Rücksicht auf Besonderheiten und begann wie jeder andere früh mit harter Arbeit.

Wir hingegen wurden unglaublich verwöhnt. Für uns wurde eine Art Zeltlager errichtet: Schlafzelte, ein Speisezelt und für die verwöhnten Westler sogar ein Toilettenzelt.

Am nächsten Morgen wurden wir sehr früh mit einem Bedtea verwöhnt – Yamlal, der Helfer und Koch im Dorf – ging von Zelt zu Zelt und reichte uns Tee. Welch ein Luxus, eine dampfende Tasse Tee, der Blick auf die Weite des Horizonts gerichtet, die Berge in sich langsam lösende Wattewolken gehüllt! Bei der ganzen Herrlichkeit wirkte die Armut und der schlichte Überlebenskampf der Bewohner beinahe unwirklich und fern. Wir lebten hier ein besonderes Abenteuer, uns mangelte es an nichts – doch letztlich waren wir die Exoten, die wie außergewöhnliche Tiere bestaunt und mit Neugier betrachtet wurden. Wir waren die Fremden in einer uns fremden Welt, die für die Bewohner täglich harte Arbeit bedeutete, die bereits von den Kleinsten Mitarbeit forderte (bereits Drei/Vierjährige lernen auf die typisch nepalesische Art, Lasten mittels Tragegurt um den Kopf zu tragen) und die wenig Platz für Träume ließ. Ein himmlischer Ort über den Wolken, doch für die Menschen in Banjhakhaterie war die Freiheit keineswegs grenzenlos. Aber sie packten ihr Schicksal an und wussten die Chance, die Brepal mit Bishnu und dem Health Post ermöglichte, zu schätzen und brachten sich ein, so gut es ihnen eben möglich war.

Auf dem folgenden „Dorfspaziergang“, der sich als anspruchsvolle Wanderung entpuppte, lernten wir die verschiedenen Gesichter Banjhakhateris kennen. Das Dorf besteht aus sieben „Wards“, die auf unterschiedlichen Höhen liegen. In „unserem“ Ward, Ward zwei, befindet sich der derzeitige „Health Post“: Zwei recht dunkle, aber saubere Räume, in unterem Stock des Hauses befindet sich die Apotheke. Die „Entbindungsstation“ im linken Raum besteht aus einer Untersuchungsliege, dahinter kaum genug Platz, um den frischen Ankömmling in diese Welt zu bringen. Im Raum daneben findet die Sprechstunde, die Untersuchung statt, ebenfalls ausgerüstet mit einer Liege sowie Stühlen. Es gibt einen Sterilisator, alles Notwendige ist vorhanden, das Team funktioniert in beeindruckender Einfachheit. Vor dem Haus hat sich eine Traube wartender Patienten gebildet – dass zwei Doktoren aus Deutschland da sind (Dr. Klaus aus Bremen und der Kinderarzt Dr. Michael aus Göttingen) hatte sich schnell herumgesprochen. Bishnu und Dr. Michael, später ebenfalls Dr. Klaus, konnten sich über Auslastungsprobleme nicht beschweren: Bis zu vierzig Patienten pro Tag warteten geduldig auf ärztliche Unterstützung. Wir sahen auch das vom Präsidenten des Dorfes zur Verfügung gestellte Land, auf dem das neue Gesundheitszentrum errichtet werden soll. Sophia, die Architektin, hat bereits erste Ausmessungen und Planungen vorgenommen.

Wir zogen weiter und wurden mit dem Agriculture-Projekt vertraut gemacht. Den Dorfbewohnern wurde ein Mann zur Seite gestellt, der mit ihnen Gemüsebeete anlegte und sie mit allem notwendigen Wissen für den Anbau und der Pflege der Beete vertraut macht. Dieser Mann bleibt für einige Zeit im Dorf, bis die Bewohner selbständig ihr neuerlerntes Wissen anwenden können. Bereits heute werden alle Fladen der Rinder gesammelt und in Biodung umgewandelt. Nichts kommt um.

 

Wir durften einen Blick in die Häuser werfen, sahen einfach eingerichtete Küchen, alte Menschen, die vor dem Haus im Schatten lagen, auch Kranke, die zu schwach waren, allein zum Health Post zu gelangen. Die Einfachheit berührte mich immer wieder, sei es die Küche, die Schlafstätten, die Schule – in welchem Reichtum leben wir hingegen und wie sehr können wir das schätzen?

Unser Weg führte uns an malerischen Reisfeldern vorbei, zum Teil mit Frauen in ihren bunten Gewändern darin, die von Hand den Reis ernteten oder Gras für die Tiere schnitten und in den Körben in das Dorf trugen. Wir kamen an der Wasserkraftstation vorbei und an dem hochgelegenen Ward, in dem die Ärmsten der Armen leben, die Unberührbaren. Hier ist der Lebensstandard auf sehr niedrigem Niveau, die Menschen trinken noch immer verunreinigtes Wasser, unabgekocht und riskieren ihre Gesundheit. Durchfallerkrankungen können hier lebensbedrohlich sein und bilden einen großen Anteil der zu behandelnden Erkrankungen im Health Post.

Erschöpft und beeindruckt kehrten wir ins Dorf zurück, um die verbleidende Zeit zu genießen, die viel zu kurz war. Bereits am nächsten Morgen kehrten wir auf die abenteuerlichen Straßen zurück, über Tansen nach Pokhara, wo unsere Trekking-Tour begann und auch tatsächlich mein Gepäck eintraf – alles ist möglich, nichts ist unmöglich. Ich durfte das Land noch aus verschiedenen Perspektiven kennenlernen, die des Dorfes blieb jedoch die eindrücklichste.

Was mich am tiefsten berührt hat und ich vor allem mitgenommen habe, ist die Freude und Anmut unter ärmlichsten Umständen, die beindruckende Natur, die lebbare Einfachheit, das Engagement und die endlose Herzlichkeit der Menschen.

Ich bin dankbar, dass ich all dies erleben durfte und noch dankbarer, dass ich es nicht täglich leben muss. Auch wenn ich mich zuhause nicht über den Wolken befinde, so lebe ich doch eine Freiheit, deren Wert ich durch diese Reise neu zu schätzen gelernt habe und die vergleichsweise grenzenlos ist.

                                                         Silke Kniefs, Bremen

Brepal e.V.

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ENTWEDER - ODER

 

Wir können was bewegen,

wir können es auch lassen.

Wir können Liebe geben,

genauso wie wir hassen.

 

Wir können viele Sachen

tagtäglich neu entscheiden,

ob wir im Leben lachen

oder am Leben leiden,

 

ob wir ganz unauffällig

uns mäuschenstill verhalten

oder etwas rebellisch

die Zukunft neu gestalten,

 

ob wir bei schrillem Unrecht,

das wir mit anseh'n, schweigen

oder mit den Betrog'nen

auf Barrikaden steigen.

 

Wird uns etwas genommen,

so bleibt selbst dann die Wahl,

wie lange wir festhalten

an Unglück oder Qual.

 

Wir werfen Licht und Schatten

in unsrer Lebenszeit

und weder Hell noch Dunkel

bleibt bis in Ewigkeit.

 

Wir haben freie Auswahl

beim Ja so wie beim Nein,

doch wer sich nicht entscheidet,

kann nicht lebendig sein.

 

Renate Eggert-Schwarten

www.passendegedichte.de