Forts.: Kommunikation in Nepal

...Ich mache hier keine Witze, denn beinahe jeder Mensch in diesem Land besitzt so ein Gerät und kann damit umgehen. Bis in den hintersten Winkel ist dieses Land mit Sendetürmen ausgestattet und eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut worden. Wenige Gesellschaften scheinen sich den Markt aufgeteilt zu haben und generieren enorme Gewinne. Sie sind die einzigen Firmen, die regelmäßig Steuern an den Staat zahlen. Mein Provider Ncell ist im Kathmandutal flächendeckend vertreten, im Distrikt Gulmi, in dem Banjhakateri liegt, allerdings weniger stark präsent. Was die Preise angeht, gibt es keinen Wettbewerb, warum auch, wenn es genug zu verdienen gibt und das Monopol funktioniert? Die Endgeräte sind für unsere Verhältnisse recht billig, für einen Nepalesen jedoch ziemlich teuer. Trotzdem gehört ein Handy zur Standardausrüstung und wird immer öffentlich zur Schau gestellt und benutzt. Die Telefongebühren sind relativ niedrig, die Masse der Anrufe macht halt den Gewinn.

Es gibt auf jeden Fall einen sinnvollen Gebrauch dieser Geräte, trotzdem meine ich, dass 90% der Gespräche nicht notwendig sind. Da unterscheiden wir Europäer uns wenig von meinen derzeitigen Mitmenschen. So haben fast alle Bewohner von Banjahakateri Bishnus Telefonnummer. Sie melden Notfälle an, erkundigen sich nach seiner Anwesenheit oder wollen eine Beratung. Wenn man die weiten „Anfahrtswege“ kennt (hier sind es Stunden zu gehen), dann macht das sicher Sinn. Allerdings kommen auch viele Anrufe mit unmöglichen Bitten oder nur, um mit ihm dummes Zeugs zu bereden. So hat sich Bishnu mittlerweile ein zweites Handy zugelegt mit einer Privatnummer, die nur der engste Kreis kennt. Das ist allerdings 24 Stunden lang in Betrieb. Das Diensthandy stellt er verständlicherweise ab. Da sein Bruder ihm aus Malaysia ein Smartphone zu „Dhasain“, dem hohen hinduistischen Festtag, geschenkt hat, besitzt er nun drei Handys. Selbst Bishnus Mutter, die nicht einmal Lesen und Schreiben kann, bekam so ein Teil, was ich etwas merkwürdig fand. Man muss es wohl als Statussymbol verstehen. Mich belächelt man etwas mitleidig, da ich immer noch mit meinem alten Nokia telefoniere (und zwar selten), mit dem man nicht einmal Fotos schießen kann. Beim letzten Besuch im Dorf hatte ich es aus Versehen mitgewaschen und entsprechend hatte ich einen hohen Wasserspiegel im Display. Dani Ram, ein Dorfbewohner, der etwas Elektrik kann, hat es repariert, es funktioniert immer noch. Die neuen Smartphones hätten das nicht geschafft. Ich bin natürlich dankbar, dass wir telefonieren können. So habe ich die Möglichkeit mit Renate zu reden, Bishnu bekommt einen entsprechenden Zugang, damit er per Email Bestellungen nach Kathmandu geben kann und wir einen besseren Kontakt halten können.

Ansonsten gehen die Nepalesen mit dem Handy bar jeder Höflichkeit brutal um. Das Teil klingelt, und im gleichen Moment ist alles andere völlig unwichtig. Da handeln kluge und intellektuelle Menschen genau so wie der Schuster auf der Straße, ohne dass ich den Schuster abwerten möchte. Mitten in einer Untersuchung wird abgebrochen und geantwortet. Bildlich gesprochen: wenn der Finger im Hintern steckt, wird er dort belassen und die andere Hand zum Telefonieren benutzt. Das gleiche Verhalten (ohne den bildlichen Finger) gilt in Besprechungen oder ähnlich wichtigen Situationen. Wenn die Verbindung schlecht ist, schreit man auch in das Mikrophone. Danach kommt keine Entschuldigung, allenfalls mal ein verlegenes Grinsen. Gestern sind wir zum Beispiel 13 Stunden von Tamghas nach Kathmandu mit dem Minibus gefahren, etwa 20 Personen befanden sich in dem Bus. Es gab wohl kaum eine Minute, in der nicht irgendjemand angerufen wurde oder anrief. Man erkundigte sich permanent, wie weit wir waren. Hinzu kommt, dass die neuen Geräte auch als Ipod genutzt werden können und man dann die nepalische Musik quäken hören muss. Als Klingelton scheinen die Menschen aber klassische europäische Musik zu mögen. Überhaupt versuchen die Nepalesen sich mit dem Klingelton eine individuelle Note zu geben.

Ich für meinen Teil bin in diesen Dingen wohl ein Fossil. Ich brauche ein Telefon zum Telefonieren und das nach Möglichkeit von zuhause aus im bequemen Sessel. Ich will und möchte nicht permanent erreichbar sein. Und was ist so wichtig, dass man immer darüber informiert sein muss? Vielleicht bin ich durch meine Rufdienste in alten Tagen auch ein gebranntes Kind. Meine Freunde kennen mich und versuchen mich selten per Handy zu erreichen, da es meistens abgestellt ist. So reicht mir auch in Deutschland eine Prepaid Karte.

Wasser im Display - kein Problem
Wasser im Display - kein Problem

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das wir mit anseh'n, schweigen

oder mit den Betrog'nen

auf Barrikaden steigen.

 

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so bleibt selbst dann die Wahl,

wie lange wir festhalten

an Unglück oder Qual.

 

Wir werfen Licht und Schatten

in unsrer Lebenszeit

und weder Hell noch Dunkel

bleibt bis in Ewigkeit.

 

Wir haben freie Auswahl

beim Ja so wie beim Nein,

doch wer sich nicht entscheidet,

kann nicht lebendig sein.

 

Renate Eggert-Schwarten

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