Forts.: das Geschäft mit der Medizin

...Der Grund ist aber recht simpel:

Investoren bauen diese Häuser, stellen medizinisches Fachpersonal ein und hoffen auf eine gute Rendite. Wenn diese nicht erwirtschaftet wird, sucht man sich einen anderen Geschäftszweig. Medizin verkommt hier in Kathmandu zur austauschbaren Ware. Der kranke Mensch ist unwichtig.

 

So verhalten sich leider auch einige meiner nepalesischen ärztlichen Kollegen. Sie versuchen den Kranken viele Leistungen zu verkaufen, Umsatz zu generieren ohne auf die finanzielle Situation ihrer Patienten zu achten. Was nützt jedoch eine teure Diagnostik, wenn der kranke Mensch die daraus folgenden Konsequenzen, d.h. Behandlungen, nicht zahlen kann? Darüber wird nur selten gesprochen.

Manchmal habe ich in Banjhakateri Befunde von solchen Patienten lesen können. Als Labor wurde eine „Schrotschussdiagnostik“ durchgeführt, Röntgenbilder gemacht, wo eine klinische Untersuchung ausreichend gewesen wäre. Die Patienten verstehen dann die ärztlichen Erläuterungen häufig nicht und bleiben mit den Konsequenzen allein gelassen, finanziell am Ende.

Wir von Breapl sollen dann helfen. Bin ich anderer Meinung, sehe die Operation z.B. als nicht indiziert an, fragt mich mein Gegenüber häufig: und wozu war das alles gut? Da bin ich leider der falsche Ansprechpartner. Ich hoffe, dass die Patienten in Zukunft zuerst zu uns kommen und um Rat fragen, bevor sie in die Fänge von Geschäftemachern kommen. Ich sehe in dem beschriebenen Geschäftsgebaren aber durchaus Parallelen zu unserem deutschen System. Die Indikation zu einer Kernspinuntersuchung in Deutschland ist manchmal eher der Auslastung des Gerätes geschuldet als einem wirklichen medizinischen Grund. Nur, der Patient in Deutschland bemerkt es nicht, da er die Untersuchung nicht aus der eigenen Tasche bezahlt, wie das in Nepal die Regel ist.

 

In gewissem Sinn kann ich diese Form der Medizin in Nepal sogar verstehen. Die Ärzte zahlen ihre Ausbildung, einschließlich einer Facharztausbildung selbst und starten häufig mit einem Berg Schulden. Die fähigsten Kollegen verschwinden ins Ausland und können sich bald sanieren. Die nicht so guten Kollegen bleiben im Land und versuchen zu überleben. Die Gehälter in den staatlichen Krankenhäusern sind schlecht. So arbeitet man immer noch privat an zwei weiteren Krankenhäusern oder irgendwo in einer Privatpraxis. Die Qualität leidet darunter enorm. Für ärztliche Fehlleistungen wird man kaum haftbar gemacht. Überweisungen zu Fachärzten sind zusätzliche Einnahmen, denn der Überweiser bekommt dafür Cash. Qualitätskontrollen habe ich noch nicht gesehen. Um schnelle Erfolge bei den Patienten zu erzielen, ist der Griff zum Antibiotikum und dem Kortison die Konsequenz, selbst wenn dazu keine Indikation besteht. Es werden dann auch gleich die hochpotenten, jedoch teuren Präparate verschrieben, denn die Apotheke gehört dem Arzt, oder er bekommt vom Apotheker einen Bonus.

 

Selbst gut gemeinte Projekte verkommen irgendwann zu einer Geldvernichtungsmaschine. Das Krankenhaus, an dem ich geholfen habe eine Dialyse einzurichten, scheint diesen Weg zu gehen. Nicht indem sie Gewinne erzielen wollen, nein, aus einem wissenschaftlichen Anspruch und dem Wunsch eine westliche und moderne Medizin anbieten zu wollen. Mit Hilfe von ausländischen Unterstützern sind viele Fachabteilungen entstanden (Dilayse, Herzkatheter, Urologie, Gastroskopie usw.) die jetzt ausgenutzt werden müssen. Oberbauchschmerzen werden nicht mehr klinisch diagnostiziert und therapiert, sie müssen gleich, wie bei uns, abgeklärt werden. Sonographie, Gastroskopie und Herzkatheter werden bemüht.

So weit so gut, nur die Patienten bekommen das nicht zum Nulltarif. Selbst wenn die Preise deutlich niedriger sind als sonst wo, es wird zu teuer für die Menschen. Bezüglich der Dialyse verweise ich auf meinen Bericht im Deutschen Ärzteblatt, der auch auf unserer Webseite veröffentlicht ist. Man muss sich dann immer fragen, ist das nun der Anspruch der Ärzte in Dhulikhel, um zu zeigen, dass sie gut sind und Vieles können, oder nutzt es dem Patienten wirklich? Bei den Magenschmerzen finden die Gastroenterologen zu 95% Entzündungen und behandeln sie medikamentös. Dazu bedarf es keiner Magenspiegelung. Wenn ein Tumor diagnostiziert wird, sind die wenigsten Menschen in der Lage die Operation und die Chemotherapie zu zahlen. Dann sind diese Patienten häufig allein und hoffen, dass sie und die Familie das Problem irgendwie lösen.

Ich kann den Anspruch meiner Kollegen im Dhulikhel Krankenhaus verstehen, möchte aber nur auf die vorgenannten Zusammenhänge hinweisen.

 

Kürzlich hörte ich von Bewohnern des Ortes, dass man sich genau überlegt, ob man in das Krankenhaus geht, da alles zusammen immer viel teurer wird, als man es sich erlauben kann. Die Eingangskosten sind noch gering und zahlbar, z.B. der Kauf der Krankenkarte und eine eventuelle stationäre Aufnahme, die Folgekosten jedoch werden zu hoch. Diese Entwicklung finde ich gefährlich und hoffe, dass die Verantwortlichen das auch so sehen können.

 

In Banjhakateri versuchen wir eine klinische Medizin anzubieten, die den Anforderungen gerecht wird, ausreichend und sinnvoll ist, vor allem auch bezahlbar bleibt. So musste ich die Hoffnungen einiger Menschen und auch Bishnus enttäuschen, die sich mehr diagnostische Möglichkeiten erhofft hatten, (großes Labor, Röntgen, permanenter Dentist), um moderner zu erscheinen. Mir ist es viel wichtiger präventiv zu arbeiten. Entsprechende Maßnahmen erfolgen bereits und werden in Zukunft intensiviert werden. Ich denke, dass sich mit dieser Form unserer Arbeit in Banjhakateri die gesundheitliche Situation der Menschen erheblich bessern wird. Einen höheren Anspruch habe ich nicht.

Brepal e.V.

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Wir können was bewegen,

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genauso wie wir hassen.

 

Wir können viele Sachen

tagtäglich neu entscheiden,

ob wir im Leben lachen

oder am Leben leiden,

 

ob wir ganz unauffällig

uns mäuschenstill verhalten

oder etwas rebellisch

die Zukunft neu gestalten,

 

ob wir bei schrillem Unrecht,

das wir mit anseh'n, schweigen

oder mit den Betrog'nen

auf Barrikaden steigen.

 

Wird uns etwas genommen,

so bleibt selbst dann die Wahl,

wie lange wir festhalten

an Unglück oder Qual.

 

Wir werfen Licht und Schatten

in unsrer Lebenszeit

und weder Hell noch Dunkel

bleibt bis in Ewigkeit.

 

Wir haben freie Auswahl

beim Ja so wie beim Nein,

doch wer sich nicht entscheidet,

kann nicht lebendig sein.

 

Renate Eggert-Schwarten

www.passendegedichte.de